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Kronen Zeitung

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BRANDREDE VON RANGNICK

„Eine Katastrophe, werden ein Desaster erleben“

Matthias Mödl

Ralf Rangnick hielt bei seiner Vorstellung als Botschafter der „Täglichen Bewegungseinheit“ in Wien eine Brandrede zu aktuellen sportlichen und gesellschaftlichen Themen. Einmal mehr forderte er „den Mut, in Österreich endlich größer zu denken.“ Dass die Schweiz Österreich auch im Skifahren überholt hat, ist für ihn kein Wunder.


Zum Thema „Moderne Event-Arena“ sagte Rangnick: „In kein anderes europäisches Land kommen so viele Fußball-Topklubs für ein Trainingslager wie nach Österreich. Wir haben wunderbare klimatische Bedingungen, super Plätze in Verbindung mit den besten Hotels. „Wir haben in Österreich fantastische Voraussetzungen. Aber gleichzeitig sind wir das Land, in dem es keine einzige moderne Eventarena gibt.“

Eine Adaptierung des Ernst-Happel-Stadions würde nicht reichen. „Botox-Spritzen wie neue Sitze reingeben oder eine Solaranlage auf dem Dach installieren“ wären zu wenig, so Rangnick: „Das ist, wie wenn ich in einen Oldtimer einen Elektromotor einbaue.“

Bild: Jöchl Martin

„Darum hat uns die Schweiz beim Skifahren überholt“
Einmal in Fahrt holte Rangnick weiter aus: „Warum hat die Schweiz im Sport Österreich nicht nur beim Skifahren überholt? Weil sie vor fünf Jahren in Cham das „Oym“ gebaut haben. Es ist ein Zuhause für alle Sportarten, hier läuft die perfekte Vorbereitung für den Spitzensport ab.“

Für Österreich unterstrich der 67-Jährige einmal mehr die enorme Bedeutung der Täglichen Bewegungseinheit in den Kindergärten und in den Schulen: „Das ist kein Luxus, das ist Pflicht. Sport darf kein lästiges Nebenfach sein, das muss ein Bildungsfach sein. Auch Ernährung muss ein eigenes Schulfach sein. Viele Kinder gehen ohne Frühstück und mit einem Schokoriegel als Jause in die Schule. Das ist eine Katastrophe. Wenn das nicht so gesehen wird, werden wir ein Desaster erleben, wird unser Gesundheitssystem kollabieren.“

Bild: Jöchl Martin

Enormes Suchtpotenzial
Zum Thema Smartphones sagte er: „In Irland gibt es eine Stadt, in der sich Schule, Eltern und Kinder darauf geeinigt haben, dass erst ab dem 13. Lebensjahr Handys für Kinder erlaubt sind. Das halte ich für einen sehr guten Zugang. In Österreich hat ja schon fast jedes Kind ab sechs Jahren ein Handy. Dazu gibt es viel zu wenige Regeln im Umgang mit den Smartphones, die ein enormes Suchtpotenzial haben. Ich appelliere an die Eltern, den Kindern maximal eine Stunde Handyzeit am Tag zu geben. Und da spreche ich noch gar nicht von Instagram, Tiktok und dem ganzen anderen Schmarrn. Unsere Kinder kommen nicht adipös, handysüchtig und bewegungsfaul auf die Welt. Wir machen sie dazu.“

Die Tägliche Bewegungseinheit würde Rangnick am liebsten schon im Kindergarten beginnen: „Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang, der muss gefördert werden. Es geht nicht darum, dass wir Talente finden. Es geht darum, dass wir Kinder in die Bewegung bekommen.“

Bild: GEPA pictures

Derzeit profitieren nur 14 Prozent der Kinder
Hans Niessl, Präsident von Sport Austria, stellte klar: „Wir brauchen endlich ein klares Bekenntnis zur Vollausrollung! Die Tägliche Bewegungseinheit ist das größte Präventionsprogramm Österreichs – sie könnte ein echtes Leuchtturmprojekt der Regierung sein, das mit vergleichsweise geringen Mitteln enorme Wirkung entfaltet und nachhaltig wirkt. Damit alle Kinder in Kindergärten und Volksschulen erreicht werden, braucht es einen verbindlichen Zeitplan, klare Finanzierungszusagen aus allen Bereichen – auch unter Einbindung des Gesundheitsressorts – sowie den schrittweisen Ausbau der notwendigen Personalressourcen.“

Derzeit profitieren nur 14 Prozent der Kinder von der Täglichen Bewegungseinheit, obwohl bereits über 330.000 Einheiten jährlich in allen Bundesländern erfolgreich umgesetzt werden. Für die schrittweise, bundesweite Ausrollung wären jetzt zusätzliche 20 Millionen Euro – also eine Verdoppelung des Budgets für das aktuelle Schuljahr – und im Endausbau rund 150 Millionen Euro notwendig. Eine Investition, die sich mehrfach rechnet: Bewegungsmangel verursacht jedes Jahr Kosten von 2,4 Milliarden Euro, während Sport schon heute 530 Millionen Euro im Gesundheitssystem einspart. Aktuell haben 86 Prozent der Kinder noch keine Tägliche Bewegungseinheit.

„Geht um die gesundheitspolitische Zukunft“
Niessl abschließend: „Wer den Staatshaushalt langfristig und nachhaltig sanieren will, darf nicht kurzsichtig handeln. Es geht um nicht weniger als die Gesundheit unserer Kinder und die gesundheitspolitische Zukunft unseres Landes. Die Tägliche Bewegungseinheit ist dafür ein wesentlicher Schlüssel. Diese Chance dürfen wir nicht länger ungenutzt lassen. Es freut mich, dass es nun mit ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick einen starken Botschafter für die größte Präventionsinitiative Österreichs gibt.“


Mehr zu diesem Beitrag gibt es auch auf krone.at

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